Minka

   Minka ist eine kleine weiße Katze, die nur Unfug in ihrem kleinen Köpfchen hat. Sie ist die Jüngste von insgesamt sechs kleinen Katzen, sie hat noch vier Brüder und eine Schwester. Mit ihren Eltern und Geschwistern lebt Minka auf einem großen Bauernhof, weit draußen vor der großen Stadt.

   Eines Morgens, als Minka wie immer als Erste aufwachte und sich fürchterlich langweilte, hatte sie eine prima Idee: Jetzt lebte sie doch schon sooo lange auf diesem Bauernhof mit all den anderen Tieren, die aber hatte sie zwar schon oft gehört, aber noch nie gesehen. Es war an der Zeit, diesen Mitbewohnern mal einen Besuch abzustatten.

   Ganz leise lief Minka auf ihren kleinen weißen Pfötchen aus der Scheune und bog um die Ecke.

   Hier setzt sie sich erst einmal hin und überlegte, wohin sie zuerst gehen solle. In diesem Moment hörte sie ein Grunzen gleich gegenüber. Schnell lief sie hin und stand plötzlich vor einem komisch aussehenden Tier, das mit seiner Nase in der Erde wühlte. "Miau" grüßte Minka höflich, "was bist Du denn für ein Tier?" Aber dieses Tier kümmerte sich nicht um das kleine Kätzchen. Es zog einen Brocken aus der Erde und verschlang ihn gierig.

   Noch einmal fragte Minka, aber jetzt etwas lauter: "Hey, was bist Du denn für ein Tier?!" Das große, dreckige Wesen grunzte laut und meinte nur: "Ich bin ein Schwein und habe Hunger, also laß mich endlich in Ruhe!", drehte sich um und holte einen weiteren Brocken aus der Erde.

   "Nun gut", dachte sich die kleine Katze, drehte sich um und lief weiter. Bald kam sie auf eine grüne Wiese, bedeckt mit vielen bunten Blumen, die wunderbar dufteten. "Hmmm, hier ist es aber schön!" dachte sich Minka, schnappte sich eine kleine Blume und kaute genüßlich darauf herum.

   "Muuuuuuuuhhh, warum frißt Du denn meine Blumen, Du bist doch keine Kuh?"         

   Erschrocken ließ Minka die Blume aus ihrem Mund fallen und fuhr herum. Ein Tier, so groß wie ein Haus, starrte sie aus großen braunen Augen freundlich an. Minka fasste all ihren Mut zusammen und stotterte: "Jjjeetzt hahast Du mimich aber erschreckt. Wawas bibist Duu denn?"

   "Ich bin eine Kuh, und ich lebe hier auf dieser Wiese", antwortete das riesige Tier und kam neugierig mit seiner Nase näher. Minka nahm all ihren Mut zusammen und sagte: "Miau, ich heiße Minka und lebe auch hier auf dem Hof. Wollen wir zusammen etwas Spielen?" "Nein, ich möchte etwas essen und dann lege ich mich ein wenig hin und verdaue erst einmal", antwortete die Kuh. Enttäuscht schlich Minka davon.

   Plötzlich hörte sie ein Gegaggere, das von der Rückseite des Hauses zu kommen schien. Schnell war die Kuh vergessen und Minka rannte so schnell ihre kleinen Pfötchen sie trugen um die Ecke. Aber was war denn das? Da waren lauter seltsame Tiere, die mit den Füßen auf dem Boden scharten und mit ihren seltsamen Schnäbeln etwas aufpickten.

   "Die sind aber lustig", dachte sich Minka und versuchte, eines dieser Tiere zu fangen. "Gagg, gaaagg, g g g gaag", machte das Tier und lief davon. "Juhuu", mauzte Minka voller Glück, "es will mit mir spielen!" Und ab ging es, durch den Hof, unter dem Zaun hindurch in die Scheune und auf der anderen Seite wieder hinaus. Ei, das machte Spaß, und Minka war in diesem Moment wohl die glücklichste Katze der Welt.

   Aber plötzlich wurde sie unsanft gebremst, mit voller Wucht war sie gegen Etwas gelaufen. Benommen schüttelte sie sich und schaute dann nach oben.

   Erst hörte sie ein Knurren, dann sah sie einen schwarzen Kopf und dann riesengroße Zähne. Minka war Starr vor Angst. Das war bestimmt dieser Hund, vor dem ihre Eltern sie und ihre Geschwister immer wieder gewarnt hatten. Jetzt stand er vor ihr - und er war wirklich furchterregend!

   Ängstlich wich das kleine Kätzchen zurück, dann drehte es sich herum und sauste so schnell es nur konnte davon. Knurrend verfolgte sie der Hund, und fast hatte er Minka schon eingeholt. Aber dann, wirklich im allerletzten Moment, wurde er plötzlich nach hinten gerissen und landete unsanft auf seinem Rücken. Die Kette, mit der er festgeleint war, hatte der Ver- folgungsjagd ein Ende gesetzt und Minka in letzter Minute gerettet. Winselnd und enttäuscht legte der Hund sich wieder in seine Hütte.

   Von all dem hatte Minka aber überhaupt nichts mit- bekommen. Sie war so schnell sie nur konnte zu ihrer Familie gerannt und versteckte sich dort unter dem Bauch ihrer Mutter, die immer noch fest schlief.

   Weder ihre Eltern noch ihre Geschwister hatten etwas von Minkas Ausflug bemerkt. Sie wunderten sich nur sehr darüber, daß Minka heute so lange schlief - wo sie doch sonst immer die Erste war, die aufwachte.